Die Alternative zu Horizon Europe entpuppt sich als Fata Morgana

Oliver - Team s+v
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7 September 2023 Lesezeit: 2 Minuten
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Fata Morgana
Grossbritannien hat sich heute mit der EU über den Wiedereinstieg bei «Horizon Europe» verständigt. Trotz Brexit wollen die Briten auf die vielen Vorzüge des weltweit grössten Forschungs-Rahmenprogramms auf keinen Fall verzichten. Damit erwischen sie jene Schweizer Europaskeptiker auf dem falschen Fuss, die seit Jahren von einem überlegenen Alternativprogramm mit Oxford, Cambridge und Schweizer Elite-Universitäten schwadronieren.

Als die Schweiz die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen im Mai 2021 für gescheitert erklärte, liess die Reaktion aus Brüssel nicht lange auf sich warten. Unter anderem liess die EU Bern wissen, dass eine Teilnahme am Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe nur noch als Drittland möglich sein werde. Seither ist die Schweiz von zentralen Teilen der Kooperation ausgeschlossen. Internationale Projekte können nicht mehr von hier aus geleitet werden, und der Zugang zum 100-Milliarden-Fördertopf bleibt verschlossen – zum Leidwesen der Hochschulen und vieler KMU. Für den Innovationsstandort Schweiz ist das auf Dauer äusserst schädlich.

Die Illusion einer Kooperation der Elite-Universitäten

Im europaskeptischen Lager hatte man rasch eine vermeintlich bessere Alternative ausgeheckt: Anstatt mit der EU sollte die Schweiz weltweit mit den allerbesten Universitäten kooperieren, insbesondere mit renommierten Ausbildungsstätten in Grossbritannien. Auch die Regierung in London zeigte Interesse, denn seit dem Brexit befand sie sich in einer ähnlichen Situation. Nun aber ist klar geworden, dass eine solche Alternative für die Briten stets nur der Plan B war – denn sie haben gleichzeitig alles daran gesetzt, wieder Teil von Horizon Europe zu werden. Heute sind sich die beiden Parteien einig geworden.

Die Schweiz steht im Regen – allein

Für die Schweiz wird die Situation damit nicht einfacher, im Gegenteil. Wenn nun selbst die britischen Forscherinnen und Forscher wieder vollen Zugang zum Horizon-Programm haben, wird der Nachteil des Abseitsstehens nur noch grösser. Das Interesse Grossbritanniens, eine speziell auf die Schweizer Bedürfnisse zugeschnittene Kooperation einzugehen, dürfte sich nun in engen Grenzen halten. Das gilt auch für andere Weltregionen: Wie am 9. Juli 2023 bekannt wurde, hat sich auch die neuseeländische Regierung mit Brüssel über eine Beteiligung an Horizon Europe verständigt. Wenn nun selbst Wissenschafter aus Auckland und Wellington einen besseren Zugang zur europäischen Forschung erhalten als jene aus Zürich oder Lausanne, dann sollten in Bern definitiv die Alarmglocken schrillen. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Schweizer Europapolitik in Bewegung kommt.

 

 

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