F-Info-Anlass zur Stromversorgung: Wird uns bald das Licht ausgehen oder ist alles nur halb so schlimm?
F-Info-Präsidentin Franziska Wettstein-Frey begrüsste am Montagabend die fast Hundert Anwesenden im gut gefüllten Zürcher Glockenhaussaal mit einigen Worten zur aktuellen Stromsituation. Anschliessend stellte Prof. Dr. Lino Guzella von der ETH Zürich die Faktenlage zum Stromverbrauch in der Schweiz vor. Dabei wies er darauf hin, dass die Netzstabilität gemäss Bundesamt für Bevölkerungsschutz ein zentrales Anliegen in der Schweiz sei. Die Strommangellage wird gar als eines der grössten Risiken eingestuft.
Die Schweiz liegt auch bei der Stromversorgung im Herzen von Europa
Höhepunkt der Veranstaltung war die anschliessende Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Lino Guzella, Antje Kanngiesser (CEO von Alpiq), Andrea Mäder (Public Affairs Manager bei Swissgrid) und Ursula Schneider-Schüttel (Präsidentin Pro Natura und SP-Nationalrätin). Während der fast einstündigen Debatte wurde wieder einmal deutlich, wie eng die Schweiz mit Europa verbunden ist. So auch im Strombereich: Denn die Schweiz ist ein Importland. Insgesamt 41 Grenzleitungen verknüpfen uns mit unseren europäischen Nachbarn. Doch die Herausforderungen nehmen aufgrund der Blockade in der Schweizer Europapolitik zu. Denn die EU will ihren Binnenmarkt auch im Strombereich stärken und den Stromaustausch zwischen ihren Mitgliedsstaaten intensivieren. Da die Schweiz als Drittstaat gilt, wird sie nicht von diesem Austausch profitieren können. Das heisst konkret: Schon ab 2025 könnten wir die negativen Auswirkungen zu spüren bekommen. Im schlimmsten Fall wird es dunkler werden. «Die Schweiz ist allein viel anfälliger, als wenn sie Teil des grossen verbundenen Netzes in Europa ist», erläuterte Andrea Mäder von Swissgrid. Sie ist überzeugt: «Es braucht jetzt rasch Lösungen von der Politik. Denn diese Herausforderungen müssen wir jetzt adressieren, bevor es zu spät ist.»
Politik ist nun gefordert
Ins gleiche Horn stiess auch Antje Kanngiesser von Alpiq. Viele der Anlagen, welche hierzulande Strom produzieren, sind ursprünglich mit Ausrichtung auf den europäischen Markt gebaut worden. Das mache auch durchaus Sinn. Wer zu viel Strom hat, exportiert. Wer zu wenig Strom hat, importiert. So kann die internationale Versorgung bestmöglich sichergestellt werden. Aktuell ist dies unter anderem aufgrund des gescheiterten Rahmenabkommens nicht mehr einfach so möglich. Ein Stromabkommen ist in weite Ferne gerückt. Kanngiesser machte deshalb folgerichtig klar: «Wenn die Europapolitik blockiert bleibt und die Politik weiterhin bremst, dann gibt es auch auf dem europäischen Strommarkt ein Problem.»
Zum Schluss appellierten alle Gesprächseilnehmenden an die Politik: Diese sei jetzt gefordert. Es braucht nun rasch Lösungen, um die Versorgungssicherheit in der Schweiz auch künftig gewährleisten zu können.
Mehr zur Situation nach dem Verhandlungsabbruch über ein Rahmenabkommen gibt es in unserem Faktenblatt «Die verschmähte Absicherung der Teilnahme am europäischen Binnenmarkt» nachzulesen.