"Für eine offene, starke Schweiz"
Interview Kleinbasler Zeitung, 25. März 2025
Alt-Ständerätin Anita Fetz weiss, warum es gerade bei der aktuell angespannten Weltlage wichtig ist, dass wir uns mit Europa vernetzen.
Ein Beitrag der Handelskammer beider Basel
Frau Fetz, Sie sassen beim Abschluss der Bilateralen I vor 25 Jahren im Nationalrat. Wie war die Stimmung damals?
Es war ein historischer Moment voller Aufbruchstimmung. Die Schweiz entschied sich für eine Zusammenarbeit mit Europa, die wirtschaftlichen Wohlstand sichert und gleichzeitig unsere Eigenständigkeit bewahrt. Die Bilateralen waren ein grosser Erfolg – und sind es bis heute. Doch jetzt laufen sie aus, wenn wir sie nicht erneuern.
Was sind die wichtigsten Vorteile der bilateralen Abkommen für unsere Region? Und für die Schweiz?
Basel profitiert besonders: Wir leben mit unseren Nachbarn in Frankreich und Deutschland engstens zusammen. Tausende Menschen pendeln täglich über die Grenze. Ohne diese Grenzgängerinnen und Grenzgänger würde unter anderem unser Gesundheitswesen nicht mehr funktionieren. Die KMU haben einen einfacheren Zugang zum EU-Markt und unser Forschungsstandort bleibt attraktiv. Für die gesamte Schweiz sichern die Abkommen Arbeitsplätze, Wachstum und Innovation. Die Vernetzung mit Europa ist heute wichtiger denn je, wenn wir an die aktuell extrem ungemütliche geopolitische Situation denken.
Was sagen Sie denjenigen, die den Bilateralen Abkommen mit der EU kritisch gegenüberstehen?
Die Bilateralen sind die beste Lösung für die Schweiz: Sie geben uns Marktzugang, ohne dass wir Mitglied der EU sind. Ein Rückzug wäre ein schwerer Fehler – wir würden uns isolieren. Gerade für eine exportorientierte Nation wie die Schweiz ist das keine Option. Ein Alleingang wäre für unseren Wohlstand und unsere Sicherheit sehr riskant.
Warum engagieren Sie sich für die Aktion «Frauen für die Bilateralen»?
Weil Frauen genauso von stabilen Arbeitsplätzen mit Lohnschutz und einem starken Wirtschaftsstandort profitieren wie Männer. Es ist entscheidend, dass unsere Perspektiven in dieser Debatte gehört werden – denn es geht auch um die Zukunftschancen unserer Kinder. Sie profitieren von Kooperationsmöglichkeiten bei der Bildung und von Austauschprogrammen für Jugendliche. Frauen sind heute aktive Gestalterinnen einer offenen, vernetzten und erfolgreichen Schweiz – und genau deshalb sind die Bilateralen für sie so wichtig!
Wer kann dabei mitmachen?
Jede Frau, die sich für eine offene, starke Schweiz einsetzen will! Es geht darum, sichtbar zu sein, mitzureden und gemeinsam für eine stabile Zukunft einzustehen. Frauen haben eine Stimme – und die muss gehört werden! Machen Sie mit!
Als Land mitten in Europa ist die Schweiz nicht Mitglied in der Europäischen Union. Stattdessen haben wir vor 25 Jahren unseren eigenen, massgeschneiderten Weg mit der EU eingeschlagen – den bilateralen Weg. Er erlaubt uns, ungehindert in Europa Handel zu treiben, zu reisen, zu studieren und zu arbeiten. Der Bundesrat hat nun mit der EU ein Vertragspaket ausgehandelt, um den bilateralen Weg für die Zukunft zu sichern – damit wir weiterhin von der engen Zusammenarbeit mit der EU profitieren und dabei eigenständig und souverän bleiben können.
Es ist an der Zeit, zusammen für eine faire Zukunft und eine nachhaltige Europapolitik einzustehen. Denn sie bietet uns Frauen so viele Möglichkeiten! Je mehr Frauen, desto lauter sind wir!