"Studieren, arbeiten, reisen – ohne Bilaterale wäre das alles viel eingeschränkter."
Sabrina Domenig über ihr Anliegen, die Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten junger Menschen zu stärken und zu unterstützen.
Sabrina Domenig studiert Internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen (HSG) und hat ein Austauschsemester an der Universität Maastricht in den Niederlanden absolviert. Durch ihre Erfahrungen im europäischen Ausland weiss sie, wie wertvoll offene Grenzen und enge bilaterale Beziehungen für Studium, Arbeit und Mobilität sind. Sie setzt sich dafür ein, dass ihre Generation auch in Zukunft von den Vorteilen einer starken Partnerschaft zwischen der Schweiz und der EU profitieren kann.
Sabrina, was bedeutet der bilaterale Weg Dir persönlich?
Ich bin ganz in der Nähe der deutschen Grenze aufgewachsen und war bereits jung mit dem Konzept von offenen Grenzen vertraut – und was es bedeutet, wenn diese sich plötzlich wieder schliessen. Während der Corona-Pandemie ist mir die Selbstverständlichkeit, mit welcher ich unsere Sonntagsausflüge nach Deutschland immer wahrgenommen hatte, zum ersten Mal so richtig bewusst geworden. Plötzlich konnte ich nicht mehr kurz über die Grenze joggen: Da flog ein Hubschrauber über mich hinweg und erinnerte mich daran, dass diese Felder rund um mich herum eben auch die Grenze zu Deutschland darstellten. Die Nachrichten berichteten von getrennten Familien, da Grenzgänger nicht mehr ins eigene Land zurückkonnten. In diesem Sinne bin ich eine grosse Befürworterin für gute bilaterale Beziehungen zu Europa – denn ich weiss, wie es ohne sie sein könnte.
Wie wichtig sind für Dich als zukünftige Berufseinsteigerin Kooperationen mit Europa in Sachen Bildung und Karriere? Welche Chancen siehst Du?
Sehr wichtig. Ich habe viele Freunde, die in Europa studieren, beispielsweise in Deutschland, Finnland und in den Niederlanden, aber auch in Polen und Griechenland. Diese internationale Mobilität und der rege Austausch sind nur möglich, da wir diese guten Beziehungen zu Europa pflegen und aufrechterhalten. Ich persönlich habe ebenfalls schon von Angeboten in anderen Ländern profitieren dürfen, und so ein halbes Jahr in den Niederlanden studiert und in Deutschland gearbeitet. All das wäre in anderen Teilen der Welt nicht möglich, oder aber mit sehr viel mehr Administration verbunden. Aber genau solche Erfahrungen können uns jungen Menschen wichtige Türen für die Zukunft öffnen. Wir lernen neue Sprachen, entdecken andere Kulturen und Traditionen und entwickeln vor allem das Selbstvertrauen, um eigenständig und selbstbewusst unseren Weg zu gehen. Im Hinblick auf die heutige politische Lage finde ich es deshalb wichtig, zwar unsere Schweizer Neutralität beizubehalten, aber gleichzeitig die gute Beziehung zu unseren Nachbarländern zu pflegen. Gerade wir jungen Leute sollten darauf hinarbeiten, diese auch an die nächste Generation weiterzugeben.
Wie erlebst Du die Diskussion über die Bilateralen unter jungen Menschen – welche Anliegen haben sie an die Zukunft der Schweizer Europapolitik?
Dass wir weiterhin so einfach und unbeschwert reisen können (lacht). Nein, im Ernst: Ich habe bereits viele anspruchsvolle Diskussionen über die Beziehungen der Schweiz zum Ausland führen können – schliesslich studiere ich Internationale Beziehungen. Junge Menschen in meinem Umfeld beschäftigen sich intensiv mit der Frage, wohin sich die Weltpolitik entwickelt, und Europa spielt dabei eine zentrale Rolle. Viele schätzen die persönlichen Freiheiten, die uns die bilateralen Abkommen bieten – ob beim Reisen, Studieren oder Arbeiten. Ein wichtiges Anliegen ist es, diese Privilegien zu bewahren und auch in Zukunft zu sichern, damit wir weiterhin die Möglichkeit haben, im benachbarten Ausland wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig wird jedoch auch kritisch hinterfragt, wie wir diese Beziehungen künftig gestalten können, um einerseits unsere Schweizer Eigenständigkeit und Neutralität zu wahren und andererseits die Vorteile der Bilateralen optimal zu nutzen. Es geht darum, eine Balance zu finden – zwischen Offenheit und der Bewahrung unserer Identität.
Es ist an der Zeit, zusammen für eine faire Zukunft und eine nachhaltige Europapolitik einzustehen. Denn sie bietet uns Frauen so viele Möglichkeiten! Je mehr Frauen, desto lauter sind wir!